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Kurzgeschichte
„Der verzauberte Thron

Ein verzauberter Thron war in Klogoryen ein rar gesätes Gut. Nicht jedem Schlossherren wurde einer zuteil. Nur die besonders gut betuchten, wie zum Beispiel König Harybald und seine Gemahlin Helga, konnten so ein spezielles Exemplar ihr eigen nennen.

Doch eines magischen Morgens tauchte ein dunkles Problem auf.

Des Königs ältester Spross, Prinzessin Lydia, blockierte seit Stunden die hoheitliche Nasszelle. Ungeduldig tippelte sie mit nacktem Fuß umher. „Sie sagten mir“, begann sich das junge Fräulein aufzuregen, „wenn ich nur drei Mal kräftig an der Schüssel riebe, hätte ich einen Wunsch frei!“

Der Porzellan-Thron glänzte inzwischen wie neu.

Lydia warf einen verzweifelten Blick hinein und eine genervte Stimme hallte zu ihr rauf: „Ich gebe dir einen Tipp Prinzessin: Putz dir den Po mit dem güldenen Papier ab. Erst dann werde ich für dich sichtbar! So steht es in den Statuten von Klogoryen geschrieben.“

Gesagt getan. 

Lydia setzte sich, huldigte dem Urin Gott und tupfte sich mit einem der kostbaren Blätter ab.

Anschließend rutschte sie freudig von der Schüssel und trat einen großen Schritt zurück.

Es machte -PUFF PAFF- und ein kleines Wesen von edler Gestalt schwebte hell erleuchtet durch die Brille des Klos empor. 15 Zentimeter pure Eleganz gekleidet in einen Anzug aus feinster Seide. Auf dem Kopf trug das Männchen einen braunen Turban.
„Ich bin Exkrementellitus!“, stellte es sich anmutig mit tiefer Verbeugung vor.

„Erfüllst du mir endlich meinen Wunsch?“, fragte Lydia voller Ungeduld.

„Nicht so schnell junges Fräulein!“, entgegnete der Erleuchtete.
„Wir haben ein handfestes Problem: Die Wünsche-Leitung ist verstopft!“

„Huch, war ich das etwa?“, fragte sie verdutzt und ihre Wangen färbten sich wie ein junger Pfirsich.
„Nein, Prinzessin“, besänftigte er sie, „Ihr Vater Harybald wollte gestern große Geschäfte machen. Er dachte, so dürfe sein Wunsch entsprechend imposant ausfallen. Doch er wollte zuviel! Und jetzt haben wir die Misere! Anstatt mir zu helfen das Unheil zu beseitigen, beschimpfte er mich als ‘alte linke Latrine’ und ging davon.“

Lydia war die beachtliche Verrichtung ihres Vaters sichtlich unangenehm. Daher musste sie nicht lange überlegen und unterbreitete dem Wünsche-Wesen einen Vorschlag: „Mir kam zu Ohren, dass ein junger Mann im Wirtshaus nächtigt, der sich mit derart dunklen Problemen auskennt!“ Exkrementellitus lächelte hocherfreut: „Würdet Ihr etwa nach ihm rufen lassen?“
Die Prinzessin nickte und ließ sogleich ihrem Vorschlag Taten folgen.

Einige Zeit später klopfte es an der Sanitärpforte.

„Herein!“, war die kurz und knappe Antwort der Prinzessin. Die Tür öffnete sich und ein hübscher Jüngling trat hindurch.

„Ich bin Magnus Klempnerius!“, stellte sich der Neuankömmling vor, „Ich gehöre der Gas-Wasser-Dynastie an.“
„Donner Wetter“, platzte es aus der Prinzessin heraus, und ihre Wangenfarbe erinnerte nun eher an einen stark überreifen Pfirsich.

Magnus verlor keine Zeit und ging schnurstracks auf den Porzellan-Thron zu. Er warf einen prüfenden Blick hinein. „Eine klassische Wünsche-Verstopfung!“, diagnostizierte er überzeugt.

„Und wie lösen wir sie?“, fragte die Prinzessin zuckersüß. 

Magnus griff anmutig in seine edle Umhängetasche und zog ein außergewöhnlich langes Objekt daraus hervor. „Das ist eine Saugglocke!“, erklärte er stolz und rieb sie den Staunenden unter die Nase.

„Eine beeindruckende Glocke die Ihr da habt! Auch wenn ihre Gummilippe spröde und porös aussieht. Sie hat wohl schon eine Menge von der Welt gesehen. Woher kommt sie?“, fragte die Prinzessin verschmitzt und wiegte ihr Kleid hin und her. 

„Innerhalb unserer Familie wird sie von Generation zu Generation am Sterbebett weitergegeben“, sprach Magnus mit geschwellter Brust, „Nun bin ich an der Reihe! Das Pümpel-Zepter liegt fest in meiner Hand!“ 

Voller Inbrunst versenkte er sein Erbe im Klo.

Exkrementellitus wollte nicht tatenlos zusehen und unterstützte Magnus, in dem er begann, sich geschwind wie der Wind um die eigene Achse zu drehen. Dabei wedelte er wild gestikulierend mit den Armen durch die Luft. „Hokus Lokus Fidibus!“, beschwor er, „Dreimal schwarzer Donnerbalken!“

Magnus schob währenddessen mit aller Kraft die Glocke vor und zurück. Hin und her. Es watschelte und klatschte. 

Plötzlich hielt der Gas-Wasser Nachkomme inne. Ein dröhnendes -ZUSCH- hallte durch das Porzellan. 

Das Rohr war vom dunklen Leid befreit. 

Wie ein Schwert nach gewonnener Schlacht hielt Magnus die Glocke empor. Glitzernde Wassertropfen tänzelten wie kleine Perlen über den Rand der Gummilippe, bis sie schließlich auf Magnus Handrücken purzelten und augenblicklich dort zerstieben.

Die Silberfische, die das Schauspiel aus sicherer Entfernung neugierig beobachtet hatten, glänzten mit den Augen der Prinzessin um die Wette.

Exkrementellitus hingegen wäre am liebsten auf kurzem Wege verduftet. Aber undankbar sein war nicht seine Art. Er bedankte sich bei Magnus und schwebte hinauf vor Lydias Gesicht: „Was war Ihr Wunsch Prinzessin?“, fragte er freundlich, „Nennt ihn mir bitte! Ihr habt mir geholfen, somit helfe ich auch Euch!“

„Das ist nicht mehr nötig mein Lieber!“, säuselte Lydia gedankenversunken und blickte verträumt zu Magnus. Dieser verstaute sein Zepter wieder sicher in der Tasche und griff zärtlich die Hand der Prinzessin. 

Seine Aufwartung besiegelte er mit einem sanften Kuss auf ihren zierlichen Handrücken.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann pümpeln sie noch heute.