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Kurzgeschichte
„Der Wohnwagen

Lautes Schluchzen hallte durch den Wald. Ein junges Mädchen hörte den Tumult und folgte hüpfend den Geräuschen.

Hinter einer großen Eiche entdeckte sie einen Wohnwagen. Sein dünnes Wellblech zitterte wie Espenlaub. 

„Was ist los?“, fragte sie zaghaft.

„Ich bin das fünfte Rad am Wagen!“, entgegnete er und stampfte kräftig mit seinen Reifen auf.
Der Waldboden unter ihnen gab nach und gemeinsam versanken sie ein Stück im feuchten Moos. 
Die kleinen vergilbten Kunststoff-Fenster klapperten dabei um die Wette.

Das Mädchen runzelte die Stirn: „Wie meinst du das?“

Die ausgefahrene Markise färbte sich dunkelrot.
„Niemand bleibt dauerhaft bei mir. Ich werde immer nur gemietet! Von Familien, die so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie mich gar nicht richtig wahrnehmen.“ 

Der Wohnwagen schnaubte, sodass sich seine Tür quietschend öffnete. 

Das Mädchen trat ein, hing ihren roten Mantel auf und sah sich um. Das Bild, welches sich ihr bot, ließ sie erschaudern:
Zerbeulte Getränkedosen, umgekippte Mülleimer und mit Edding beschmierte Wände waren nur der Gipfel des Eisbergs.

„In deinem Inneren herrscht reines Chaos!“
„Ja ich weiß!“
Eine Tapetenbahn begann sich langsam von der Wand zu verabschieden.

Die Kleine stellte ihr Körbchen ab und zog eine angefangene Flasche Wein daraus hervor.

Sie goss ein paar Tropfen in den Ausguss der Spüle. „Das beruhigt dich mein lieber!“

Die wenigen Blumen, die im Wohnwagen standen, atmeten erleichtert auf.

Das Mädchen ließ sich in einen Sessel plumpsen und die Staubkörner nahmen dies zum Anlass, sich durch die Luft zu jagen.

Der Wohnwagen musste herzhaft niesen. 

Ein lautes Knacken ertönte und eine Schrankklappe über dem Mädchen öffnete sich. Ehe sie sich versah, fiel ihr eine butterweiche Decke auf die Knie.
Genüsslich griff die Kleine nach einem Stück Kuchen aus dem Körbchen und kuschelte sich ein. 

„Was hältst du von der Idee“, mampfte sie, „wenn ich dich ab jetzt regelmäßig besuche? Du liegst auf dem Weg zu meiner Großmutter.“

„Du bist in meinem Innersten jederzeit herzlich willkommen!“, lächelte der Wagen und bat um einen weiteren Schluck Wein.

Nachdem das Mädchen seiner Bitte nachkam, brachte sie Ordnung in das Durcheinander und packte schließlich ihre sieben Sachen.

Fröhlich hüpfte sie nach draußen.

„Bis morgen!“, verabschiedete sie sich mit einem Luftküsschen.

Ihr neuer Freund rief ihr schnell hinterher: „Pass gut auf dich auf! Hier im Wald treiben dunkle Gestalten ihr Unwesen!“

Doch die Kleine war schon längst außer Hörweite.